Viele IT-Verantwortliche sind tagtäglich mit der Frage beschäftigt, welche Entwicklungsleistungen sie an einen externen Partner auslagern können. Dabei geht es oft gar nicht mehr um die Frage „Make or Buy?“, also ob Tätigkeiten ausgelagert werden sollen.
In vielen Fällen ist die Frage nach Sourcing aufgrund des Fachkräftemangels obsolet. Denn gut ausgebildete IT-Fachkräfte sind rar und viele Projekte können mit der eigenen Workforce oft gar nicht durchgeführt werden. Oft ist die Entwicklungskapazität im eigenen Unternehmen begrenzt. Dann erweist sich als pragmatisch, sich die zusätzlichen Kapazitäten bei einem externen Partner einzukaufen. Dabei kann es sich um das Thema Application Development handeln, das an einen externen Partner ausgelagert werden soll. Ebenso können Development Capacities für laufende Projekte erhöht werden.
Laut Angaben von Statista betrug der Umsatz im Segment IT Outsourcing im Jahr 2022 etwa 19,46 Milliarden Euro.[1]
Eine maßgeschneiderte Softwareentwicklungsleistung ermöglicht es, dass Projekte termingerecht fertiggestellt werden können und dabei eigene Ressourcen geschont werden. Da ist es kein Wunder, dass der Markt für IT Workforce Services im Jahr 2022 (Stand zum Zeitpunkt der Beitragerstellung) um etwa ein Viertel wachsen soll.[2]
Denn qualifizierte Mitarbeiter für das eigene Unternehmen einzustellen, gestaltet sich immer schwieriger. Der Arbeitsmarkt ist nahezu leergefegt und hat sich definitiv zu einem Kandidatenmarkt gewandelt. Das gilt für Deutschland und Österreich und im Prinzip für ganz Europa. Viel zu viele freie Stellen stehen viel zu wenig qualifizierten Bewerbern gegenüber[3]. Da kann es als praktisch gesehen werden, gerade zeitaufwändige Routinearbeiten per Sourcing auszulagern. Hierbei kann es sich um die Bereitstellung von Infrastruktur handeln, den Betrieb einzelner Applikationen oder deren Support. Lagert man solche Tätigkeiten aus, haben eigene Mitarbeiter potenziell mehr Kapazität für andere Aufgaben bzw. Kernaufgaben und können ihre Arbeitskraft gewinnbringender einsetzen: sie können dann an Projekten arbeiten, welche die Wertschöpfung steigern und das eigene Business vorantreiben.
Auch wenn Sourcing heute aufgrund des hohen Umsetzungsdrucks und der digitalen Transformation zum Standard bei vielen Unternehmen zählt, ist es wichtig, auf einige Punkte zu achten. Denn die Auslagerung von Entwicklungsarbeiten ist nicht per se ein Selbstläufer.
Damit sich Sourcing auszahlt, ist es wichtig, auf Folgendes zu achten:
Es muss vorab klar definiert sein, welche Tätigkeiten für das Outsourcing in Frage kommen. Geht es beispielsweise um das komplette Application Development oder sollen einzelne Application Services ausgelagert werden? Je nach Tätigkeit gilt es einen dafür spezialisierten Partner zu finden, der bereits Erfahrungen mit dieser Art Aufgaben hat. Aufgrund des Aufwands für Verwaltung und Management zahlt sich Sourcing vor allem bei größeren Projekten aus. Bei einem kleineren Workload übersteigt oft der Aufwand des Managements und Verwaltung den eigentlichen Output.
Als Offshoring bezeichnet man das Sourcing von Dienstleistungen in ferne Länder, wie Asien. Der Markt für IT Offshoring in Indien oder China ist riesig. Wer einen Dienstleister aus Asien beauftragt, kann von geringen Kosten profitieren. Allerdings müssen Faktoren wie die Zeitverschiebung, Sprachbarrieren oder kulturelle Unterschiede bei der Entscheidung für Offshoring mitberücksichtigt werden. Werden diese Punkte nicht gut gemanaged, sind oft mangelhafte Ergebnisse oder Terminverschiebungen die Folge. Und diese lassen Projektkosten dann in die Höhe steigen.
Nearshoring bezeichnet die Auslagerung von Dienstleistungen in Länder, die geografisch näher liegen. Für Unternehmen aus Deutschland oder Österreich kommen zum Beispiel Länder aus Osteuropa in Frage. Hier kommt es kaum zu einer Zeitverschiebung und auch die kulturellen Unterschiede sind geringer. Das kann sich deutlich auf die Ergebnisse auswirken. Kommuniziert wird in der Regel auf Englisch. Diese Sprache hat sich international im IT-Sektor etabliert und wird für die Kommunikation verwendet.
Lagern Unternehmen Tätigkeiten wie das Application Development an Dedicated Teams aus, muss der Umfang klar vertraglich geregelt sein. Es ist entscheidend klare SLAs (Service-Level-Agreements) zu definieren, an die sich beide Seiten verbindlich bei der Zusammenarbeit halten. Die Transition, also die Übertragung der Leistungen an den Sourcing Partner, muss ebenfalls klar geregelt sein.
Die maßgeschneiderte Softwareentwicklungsleistung wird dann zum Erfolg, wenn beim Sourcing aktiv gemanaged wird. Daher ist wichtig, mit regelmäßigen Calls den Fortschritt zu überprüfen und die Einhaltung von Meilensteinen zu überwachen. Gibt es Probleme, müssen diese sofort mitgeteilt werden, um entsprechend reagieren zu können. Je enger der Kontakt ist und je besser die Kommunikation läuft, desto besser sind in der Regel die Ergebnisse beim Offshore und beim Nearshore Development. Dazu sind vonseiten des Auftraggebers auch ausreichende Kapazitäten nötig.
Es gibt zahlreiche Firmen, die von Sourcing profitieren und den Output in ihrem Unternehmen maximieren können, wenn sie auf Sourcing setzen. Hier einige Beispiele:
Ist der Umfang klar geregelt und erfolgt das Sourcing bei einem kompetenten Partner, kann es eine gewinnbringende Sache sein. Mit Sourcing können manche Projekte überhaupt erst realisiert werden. Denn aufgrund des Fachkräftemangels und dem Fehlen interner Ressourcen sind viele Projekte nur durch Sourcing erst machbar. Jedoch ist Sourcing kein Selbstläufer und muss ebenso gemanaged werden, wie das bei internen Projekten der Fall ist.
[1] Vgl. https://de.statista.com/outlook/tmo/it-services/it-outsourcing/deutschland
[2] Vgl. Lünendonk®-Studie 2022: IT Workforce Services in Deutschland
[3] Vgl. https://content.trimetis.com/de/blog/software-fachkraeftemangel-veraendert-die-arbeitswelt